Strahlend und glücklich sitzt mir Frau Helias gegenüber. Sie berichtet mir, wir gut es ihr gehe und dass sie endlich bei sich angekommen sei. Sie trägt ein hübsches Blumenkleid, es ist Sommer, die Haare sind sauber und gepflegt zusammengebunden und so sitzt sie da und strahlt mich an.

Ich bin von „von den Socken“. Zuerst einmal freue ich mich mit ihr, strahle zurück und kann es gar nicht richtig glauben. Nachdem dieser Zustand nun doch schon eine Weile anhält, über mehrere Wochen, erlaube ich mir an den Erfolg zu glauben.

Das Therapie gelingt, hängt von mehreren Faktoren ab.

Es klingt zwar jetzt banal, aber der Wille zur Veränderung ist fast das Wichtigste. Oft ist es sogar so, dass es unbewusste Vorteile gibt, an alten Mustern festzuhalten. Psychologen sprechen dann vom sogenannten  Krankheitsgewinn. Erst wenn diese ins Bewusstsein gehoben, anerkannt wurden oder zumindest reflektierbar sind, dürfen sich innere Anteile, die für Heilung und Veränderung zuständig sind, aktivieren

Bei Frau Helias war es der zu hohe Leidensdruck. „ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten und schon an Suizid gedacht“ berichtet sie mir, als wir gemeinsam die Zeit der Therapie reflektieren.

Wir erinnern uns.

Der Anfang war schwer.

In der ersten Stunde erkroch Frau Helias mühsam meine Praxis. Fast wäre sie die Stiegen nicht hinuntergekommen. Sie saß erschöpft im Vorraum und wartete darauf, dass ich sie hereinbat.

Dann erzählte sie mir warum sie da war.

Schnell stellte sich heraus, welche großartige Kämpferin da vor mir saß.

Sicher, sie selber sah das in diesem Moment noch nicht. Wie konnte sie auch.

Ihre Leidensgeschichte begann früh. Wie oft bei meinem Klientel. Leider bekommen viele Menschen nicht das, was ihnen zusteht, wenn sie in diese Welt geboren werden. Dabei wäre es so einfach.

Wir alle brauchen wertschätzende Aufmerksamkeit. Dazu gehören Liebe, Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Wenn wir aber stattdessen Botschaften empfangen, nicht gut genug zu sein, oder sogar körperlich versehrt werden, dann spalten sich Fragmente, Ego-States oder Ich-Anteile ab.

Diese beziehen sich auf unseren Körper, unser Verhalten, unsere Gedanken, auf Beziehungen und ganz wichtig, auf unsere Gefühle.

Wenn wir im Außen keinen Schutz und keine Sicherheit finden, keine Fürsorge oder Trost, sondern Gewalt, Gefahr und eine sichere Bindung fehlt, dann bleibt uns als Kind nur eine Art Schutzmechanismuns. Dieser bewirkt eine Spaltung der Realität, der Wahrnehmung bestimmter Sequenzen und nennt sich Dissoziation.

So war die Lebensgeschichte von Frau Helias eher eine Leidensgeschichte.

Hineingeboren in einen Körper und einer Familie in der es nicht nur keine Achtung oder Wertschätzung gab sondern einfach ein Nichtvorhandensein der Eltern.

Heilung bedarf Zeit und hier zeigte sich die Stärke, welche ich von Anbeginn unserer Beziehung  wahrgenommen habe.

Denn die Veränderung und der Erfolg waren leicht. Gleich in der ersten Stunde begannen wir mit Affirmationen, Atemskills und Imaginationen.

Frau Heilias arbeitete weiter intensiv und mit einem festen Willen, der ihr erhalten blieb, an ihrer eigenen Persönlichkeit.

Manchmal blieben wir an bestimmten Themen hängen. Dann ließen wir uns Zeit.

Symptome als wichtige Botschaft des Körpers zu erkennen, war ein Meilenstein in unserer Arbeit.

Der Frage nachgehend:

„Die Zeichen, die ihr Körper ihnen schickt und ihre psychische Verfassung ist ein Feedback für welche anerkennenswerten Bedürfnisse?“

Wir sind auf so einiges gekommen.

Doch plötzlich tauchte ein Bedürfnis auf, welches lange in Frau Helias geschlummert hatte.

Die Erfüllung brachte eine ungeahnte Wende in so vielen Bereichen. Ihre Beziehungen veränderten sich positiv, ihr täglicher Ablauf wurde strukturiert und bekam nicht nur Sinn sondern vor allem Freude.

4 Hundepfoten mit weichem Fell und einem kräftigen Bella zogen bei ihr ein und veränderten das Leben. Wenn Freu Helias von ihm erzählt, strahlen ihre Augen. Durch die Bewegung mit dem Hund sind sogar ein paar lästige Pfunde verschwunden.

Manchmal darf es auch einfach sein.

Natürlich arbeiten wir noch weiter und holen uns noch mehr verlorene Anteile zurück.

Aber die Freude und das Glück so eines Fellwesens kann schon viel wieder gut machen.

Und der Körper kann bemerken:

„Jetzt und Hier ist anders als Damals“

Über die Kraft und Möglichkeiten welche sich mit Tieren ergeben, werde ich in einem anderen Blog noch ausführlich berichten.

Bis dahin, fühlt euch wohl.