Psychohygiene – Schutz für die Seele

Neulich erzählte mir ein Klient, dass er Sorge habe, wenn er mir seine Geschichten und seine Traumata erzähle, würde er sich Sorgen machen um mich, die dies ja alles anhören müsse.

Natürlich habe ich ihm gesagt, er müsse sich um mich keine Sorgen machen, da dies erstens mein Beruf sei, nämlich zuzuhören, neue Perspektiven schaffen, Gefühle zu verändern und Traumata aufzulösen. Vor allem aber liebe ich meinen Beruf deshalb, weil ich mitbekomme, wie Menschen sich zu ihrem positiven Wesen verändern können. Und das ist ein unglaublich schönes Gefühl!

Wie schützt man sich aber wirklich, wie lässt man denn bestimmte Mitteilungen, Nachrichten etc. nicht an sich ran, wenn man doch berührbar und gefühlbar bleiben möchte. Wie geht man damit um, wenn man viel Schlimmes hört oder manchmal auch von etwas unfassbaren, unmenschlichem erfährt? Wenn Tränen und Sprachlosigkeit im Raum sind, Bedrückungen, Wut, Trauer und Tod sich eingeschlichen haben?

Dann ist die Zeit für Psychohygiene gekommen.

PSYCHOHYGIENE ist wohl eine zutiefst wichtige Einstellung und mit  Maßnahmen verbunden, bei der es auch um Selbstachtung, Selbstfürsorge und Selbstliebe geht. Schutz und Erhalt von psychischer Gesundheit impliziert Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen, die unterstützend wirken, wenn die Seele  Belastungen ausgesetzt ist.

Sie beinhaltet mehrere Bereiche:

1. Sich berühren lassen

Der Mensch ist keine Maschine. Daher sind Gefühle, einfühlsames Verstehen und Empathie eine der wichtigsten Voraussetzungen um menschlich zu sein. Gefühle sind keine Krankheit, aber wenn wir sie wegdrücken, unterdrücken und nicht wahrnehmen wollen machen wir uns maschinell, funktionell, also unmenschlich und werden krank. Für mich umfasst die Arbeit mit Menschen immer menschlich berührbar zu sein. Was ist dabei, wenn auch der Therapeut mal eine Träne verdrückt? Darf das in unserer professionellen Welt nicht mehr sein? Für mich gehört das zu meiner Arbeit genauso wie gemeinsam zu lachen, mal zu blödeln, ernst zu sein oder eben traurig.

Gefühle wegzudrücken ist anstrengend. Eine erfüllende Arbeit mit Menschen zeichnet sich dadurch aus, dass ich INTEGER, authentisch und echt bin und keine gespielte aufgesetzte Rolle übernehme. Dann ist es leicht zuzuhören, feinfühlig zu sein und  sich auf Lösungen zu konzentrieren. Es gibt nicht immer eine Lösung, dass ist klar. Vielleicht liegt die Lösung manchmal in der Akzeptanz dessen was ist. Und auch das ist zutiefst etwas Berührbares.

Für alle Freunde, Kollegen und die die es werden wollen bitte ich hinzuschauen, was dir Angst macht, dich berühren zu lassen. Gibt es in dir die Sorge was Andere über dich denken?  Glaubst du eigene Gefühle und Lebensereignisse überraschen dich? Was heißt es für dich ein „Profi“ zu sein?

2. Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen

Mit Bedürfnissen ist es ähnlich wie mit den Gefühlen. Wenn wir sie nicht wahrnehmen und ausleben machen sie uns krank. Dabei ist es egal ob du mit Menschen arbeitest oder beruflich etwas anderes machst. Folgende 4 Punkte zeichnen eine gesunde Persönlichkeit aus wenn es um BEDÜRFNISSE geht:

Wahrnehmen
Ein Bedürfnis wahrzunehmen, zu erkennen und zu spüren bedarf der Ruhe und der Zeit. Oft haben wir die Wahrnehmung dafür verloren weil wir sie unterdrücken mussten. Hierfür schreibe ich mal einen eigenen BLOG, denn da sehe ich eine große vergrabene Wurzel des Übels.

Kommunizieren
Auch im Bereich der Kommunikation liegt vieles im Argen. Wir sprechen nicht ehrlich miteinander, oft weil wir auch hier wieder die Sorge haben, was Andere von uns denken, oder weil wir niemanden verletzen wollen. Meist weil wir verletzt worden sind.

„Ich-Botschaften“ statt „Du bist“ – Sätze können da schon sehr hilfreich sein.

Umsetzen
Ein Bedürfnis umzusetzen hat viele Facetten. Wir halten uns zurück, vielleicht haben wir nicht genügend Geld, glauben es stehe uns nicht zu, haben keine Zeit oder andere Ängste sind mit an Bord. Leistungs- und Gesellschaftsdruck geben uns oft Regeln vor die wir ohne Bewusstheit umsetzen und die dringendst hinterfragt werden müssen.

Wie schön es sich anfühlt, befreiend und erleichternd, wenn wir den Bedürfnissen unseres Seelenwesens nachgeben und das tun, worin wir Erfüllung finden.

Regulieren
Wie schön, dass wir nicht allein auf dieser Welt sind. Daher wird unser Umfeld sich melden, wenn wir in Zwang und Sucht verfallen. Bedürfnisse der Mitmenschen wahrzunehmen und zu hören, gemeinsam nach Lösungen zur Umsetzung zu suchen und zu finden gehört ebenso in diesen Bereich.

Der Bereich der Bedürfnisse ist so riesig und wie oben erwähnt, werde ich hier einen eigenen BLOG schreiben. Allgemein möchte ich dich einladen, dich einfach mal zu fragen, „Was brauche ich genau?“ in Bezug auf deinen Wohnort, deine Tätigkeit und deine Mitmenschen.

3. Sozialität leben / sich austauschen und Netzwerken

Das obige Wort Mitmensch soll mein Stichwort für Punkt 3  sein. Der Aufbau und die Pflege von persönlichen und beruflichen Kontakten gehört unbedingt zur Psychohygiene dazu. Und zwar nicht erst, wenn wir schon in der Krise sind, sondern vorher., wenn es uns gut geht. Mein Motto: MENSCHEN BRAUCHEN MENSCHEN

Miteinander reden, sich austauschen und das, was einen belastet mitteilen, zuhören, gemeinsam erleben und Beisammensein. Das macht uns Menschen aus. Leider passiert viel zu oft das Gegenteil, nämlich Rückzug, Einsamkeit oder eine gequälte Stille,   weil wir glauben, das Erlebte und damit verbundene Gefühle anderen Menschen nicht zumuten zu können, wie mein Gesprächspartner eingangs erwähnt.

Also, wo sind die Menschen, die du schon lange nicht mehr kontaktiert hast? Welche Gespräche sind längst überfällig? Wem willst du schon lange etwas sagen? Und anders herum gefragt, wem könntest du zuhören? Für wen möchtest du dich wirklich interessieren? Wer braucht dich gerade?

 

Übungen:

  • Meditation zur Ruhe und Entspannung
  • Aufschreiben, was einen belastet und was einen erfreut
  • Akzeptanz, dessen was ist und SICH SELBST
  • Rückzug vom Stress
  • Sich belohnen, oder etwas Gutes tun
  • Gedankenkarussel stoppen – STOP sagen, zu den Gedanken
  • Sich mit Freunden und lieben Menschen treffen
  • In die Psychotherapie gehenPsychohygiene / Schutz für die Seele