Weil wir uns heilen können

HEILUNG
ist das Umarmen dessen,
was man am meisten fürchtet

HEILUNG
ist das Öffnen dessen, was verschlossen war,
das Weichwerden dessen, was zur Blockade verhärtet war

HEILUNG
besteht darin,
zu lernen, dem Leben zu vertrauen

Wir können uns heilen.
Der menschliche Körper ist kein Ding, sondern ein Prozess!
Menschen konnten sich schon von Krankheiten heilen, da gab es noch keine Medizintechnik wie heute.

Julia (Name geändert) ca.45 Jahre, kommt nach einem diagnostizierten Burn Out und einer mittelgradigen Depression sowie mit Symptomen wie ständige Bauchschmerzen und Übelkeit zu mir in die Praxis.
Wir begegnen uns zuerst im Flur und Frau Julia erscheint sehr vorsichtig und schüchtern. Sie bückt sich, während sie mir die Hand reicht. Der Händedruck ist weich und sie sieht mich nur flüchtig an. Auffallend gepflegt und adrett setzt sie sich, darauf achtend, ihre Kleidung nicht zu verrutschen.
Sie erzählt, als zweites Kind in einer nicht funktionierenden Beziehung geboren zu sein.
Die Eltern, überfordert mit allem, konnten sie nicht sehen. Sie war nicht wichtig. Was die Ältere noch an Aufmerksamkeit und Strenge abbekommen hatte, ist bei ihr regelrecht untergegangen. „Ach, Julia macht das schon!“, hieß es. Unterstützung in der Schule und den Fragen des Lebens gab es nicht. Regeln gab es nicht oder wurden nicht eingehalten. Schutz vor Lehrern, Mitschülern oder Gefahren gab es nicht!
Sie begann als Jugendliche die Schule zu schwänzen, trank Alkohol und rauchte Zigaretten. Leistungsabfall und Schulabbruch waren die Folge. Eine Lehre brach sie ab und die nächste auch. Mit 17 wurde sie schwanger.
Nach einigen Schwierigkeiten heiratete sie den Vater des Kindes und ein Zweites war kurz darauf unterwegs. Stets bemüht es ihrem Mann und den Kindern recht zu machen, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein, gab sie alles.

Der wichtigste Aspekt ist, die Dynamik oder Physik der Krankheit zu verstehen.
Schmerzen oder Symptome gehören nicht einfach beseitigt, da sie immer Warnsignale sind.
Die Seele drückt sich über den Körper aus!
Ungleichgewicht, Verdrängtes, Vergrabenes, Vergessenes und Abgespaltenes will gesehen werden, will wieder integriert werden und will wahrgenommen werden.

Julia ließ sich ein, auf eine intensive Therapie. Die ersten Stunden verbrachten wir damit, uns kennenzulernen und Vertrauen zu fassen. In ihr war stets die Annahme, allein auf dieser Welt zu sein und alles selber Regeln zu müssen. Die Erfahrung, dass Alkohol zwar kurzfristig das beste Antidepressiva war, aber langfristig zu einer schrecklichen Zerstörung führen kann, erlebte sie bei ihrer Mutter. Die Erkenntnis, selber auf diesem Weg zu sein erschreckte sie so sehr, dass sie dem Alkohol den Krieg erklärte und seit ihrer Schwangerschaft keinen einzigen Tropfen mehr trank.
Der Kampf um Anerkennung, um Gesehen werden, um dazuzugehören und letztendlich geliebt zu werden wurde zu einer Identität. Julia die Kämpferin! Und in diesem Moment des Bewusstwerdens, dass sie die Kämpferin ist, wurde es spannend. Plötzlich waren alle Symptome spürbar, als autonome, sich verselbständigende Körperreaktionen, als phänomenale Ausdrucksreaktionen.
Und Julia lief nicht weg! Julia blieb und stellte sich diesen Ängsten. Die zuvor erlernten Atemübungen und Skills halfen dabei, jene weggeschobenen Anteile und Ängste zu integrieren. Der Körper gab klare Signale, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Mit Heilung beschäftigen wir uns erst, wenn wir krank sind.
Vielleicht einen kurzen Blick dahin, wie Krankheit entsteht und sich Symptome entwickeln.

Zum einen gibt es da genetisch biologische Faktoren. Der eine erbt die große Nase vom Opa, der andere leider irgendwelche Erbkrankheiten. Da können wir nix machen. „Amor fati“, liebe dein Schicksal, meint der Philosoph Fjodor Dostojewski.
Zum anderen, sind es die Dinge, die uns im Laufe des Lebens passieren. Unsere menschliche Existenz beruht auf einer lebenslangen Erfahrung. Positiv wie negative Ereignisse prägen unser Wesen.
Bist du jemals in deinem Leben so erschrocken, so erstarrt, so traumatisiert worden, dass du vergessen hast zu atmen? Haben dich schlimme schwierige Situationen oder mehrere negative Ereignisketten erstarren lassen und du hast aufgehört dich lebendig zu fühlen? Wie lebst du gerade? Spielst du, tanzt du, singst du, bewegst du dich, kannst du genießen? Wer du bist? Bist du im Überlebensmodus?
Wann immer wir Menschen funktionell werden, maschinell schematisch, gleich einem Roboter, sind wir im Überlebensmodus!
Wir können nicht mehr genießen, schlafen, essen oder uns gut um uns SELBST sorgen. Selbstfürsorge glänzt mit Abwesenheit bei traumatisierten Menschen. Es muss aber nicht immer das Big Drama gewesen sein, es können auch viele kleine ständige Beschädigungen, kleine Mobbinggeschichten, kleine feine Kränkungen, ein bisschen zu viel Rauch, zu wenig Schutz und Förderungen gewesen sein, sogenannte Mikrotraumen, die uns in einen Überlebensmodus fallen lassen.
Hinzu kommt dann noch das Fehlen protektiver Faktoren, eine stützende Umwelt, äußere und innere Ressourcen, sowie adäquate Bewältigungsmöglichkeiten. Dann erleben wir in unserer menschlichen Existenz eine Brüchigkeit und einen Leidensweg der zum Überlebensweg führt.
Dann sprechen wir von Entwicklungsschädigungen und psychosozialen Einflüssen. Jene führen oft zu Internalen Negativkonzepten wie: “ ich bin nicht gut genug“ oder „ich bin unwichtig“ oder „ich bin nicht liebenswert und kann nicht lieben“.
Kommen dann noch akute Belastungssituationen, Krisen und andere negative Einflüsse dazu, haben wir eine wunderbare Zusammenfassung von der Entstehung von Krankheit.

UND
WIE KOMMEN WIR DA RAUS? WIE HEILEN WIR UNS NUN?

An dieser Stelle kommen die 4 Schritte der Veränderung:

1. Wahrnehmen Bewusstheit Analysieren und Erkennen
Menschliches Erleben ist immer Bewusstsein. Wir sind denkende emotionale Wesen, eingebettet in ein soziales Umfeld.

2. Annehmen Akzeptieren
Wir sind was wir sind. Entwicklungen haben sich ergeben aufgrund der Umstände wie sie waren.

3. Vision
Heißt die Erarbeitung positiver Zukunftsperspektiven, Lösungen, neuen
Verhaltensweisen, Entscheidungen und Internalisierungen

4. Handeln
Die Ebene des TUN’s. Die Zauberformel des Glücks, nach dem Glücksforscher Kaneman.

Bei Julia war jener Prozess, der über einige Jahre dauerte, ein sehr intensiver und mutiger Weg. Die Erkenntnis nicht das bekommen zu haben, was Kinder brauchen, war sehr schmerzvoll. Und zu bemerken, wie viel Energie dafür verschwendet wurde, bestimmten fehlgeleiteten Annahmen unterlegen zu sein, war ebenso erschreckend. Irgendeine selbstauferlegte Ideologie zu folgen wie Harmonie bringen zu müssen, oder für alles die Verantwortung zu tragen, oder perfekt sein zu müssen, kosteten Unmengen an Kraft.
Irgendwann waren wir an einem Punkt, wo es darum ging nichts mehr zu erwarten. Weder von den Eltern, weder vom Partner oder den Kindern.  Erwartungshaltungen führen zu Enttäuschungen. Annehmen was ist war der Schlüssel zum Glück.  Julia erzählt: „Es war ein Gefühl, dass ich nicht beschreiben kann. Es war so stimmig und warm. Es war ja so! Es war die Wahrheit, dass ich vernachlässigt wurde, nicht gesehen wurde. Und ich kämpfe nicht mehr dagegen an. Ich nahm das so an! Und es hieß gleichzeitig, die anderen haben den Fehler gemacht und mit mir war ja alles in Ordnung! Dieses Gefühl trage ich immer noch in mir. Es ermöglicht mir, mich selber zu sehen, mich zu spüren und mir meine Bedürfnisse zu erfüllen. Ich bin so dankbar für meine Geschichte, sonst wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin!“
Julia steht heute mitten im Leben. Hat mit sehr vielen Menschen zu tun, sowohl privat als auch beruflich. Sie macht gerade die Ausbildung zur Psychotherapeutin und ich darf sie dabei begleiten.

Was uns heilt

  • Meditation, nach Innen gehen, egal ob sie geführt oder ruhig sind
  • Die Natur, Erlebnisse in der Natur und Produkte aus der Natur
  • Menschen, die uns verstehen, die solidarisch sind und uns nehmen wie wir sind, die uns wertschätzende Aufmerksamkeit schenken
  • Menschen, die mit uns sichtbar und wahrnehmbar in Resonanz gehen
  • Menschen, die uns fördern und eine liebevolle Partnerschaft, Freundschaft oder Begegnung ermöglichen
  • Hilfe bei realitätsgerechten Lebensfunktionen
  • Hilfe bei Entscheidungen, bei Lernmöglichkeiten oder Bewusstheit

Die Fähigkeit sich zu heilen, hängt von der Ernährung, der Umgebung, von emotionalen und mentalen Faktoren ab, bzw. wird sie von jenen beeinflusst.

Das Bewusstsein überträgt die Erfahrungen. Die Art und Weise wie wir denken und fühlen, spielt eine immens wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Wir wissen z.B. es ist nie ein Virus welches uns krank macht, es ist immer das Milieu.

Wenn wir die Bedeutung der Emotionen, der Psyche, des Spirituellen, des Wesens und des Bewusstseins des Menschen verstehen, dann entsteht HEILUNG. Vom fragmentierten Geist zur Vollständigkeit.

Heilung ist die Erinnerung an die Vollständigkeit.

Wir sind die Schöpfer von Wundern!

Dabei geht es nicht darum auf Wunder zu warten, sondern selbst das Wunder zu sein.

Übung:

Setze oder lege dich an einen für dich guten Platz.

Vielleicht findest du jemanden, der dir diese Zeilen vorliest oder

Lese zuerst diesen Text und dann schließe deine Augen.

„Beginne bewusst zu atmen

ohne zu verändern oder zu bewerten

einfach die Atmung beobachten.

Wie tief atmest du?

Wohin fließt dein Atem?

Lass dir Zeit, zum Beobachter der eigenen Atmung zu werden.

Wenn du bemerkst, dass es in dir etwas ruhiger wird

Dann erlaube dir

Dich noch ein wenig mehr zu entspannen

Ganz ruhig zu werden.

Wenn Gedanken da sind

Lass sie weiterziehen, wie Wolken am Himmel

Und

Atme ruhig weiter

Wenn du möchtest, fühle dich eingeladen auf eine Reise …zu gehen …

In Gedanken

Lass in dir ein Bild entstehen

Von einem Energiefeld

Welches für Heilung steht

Vielleicht entstehen Farben, Formen, Geräusche oder Gerüche?

Ganz egal

Ein Energiefeld der Heilung

Vertrau deinem Unterbewusst …sein… im guten Gefühl

Genau das für dich richtige auftauchen zu lassen

Während dein Körper immer mehr entspannt und sich erholen darf…st du

In jenes Feld der Heilung eintauchen.

Ganz tief

Ganz tief

Noch tiefer….

Und dir vorstellen, wie alles an dir

Und in dir

Ganz entspannt und ruhig … ist …es Zeit

Dich dem zu widmen, was du weggeschoben hast

Was du verdrängt hast.

Vertrau deinem Unterbewusstsein, dass nichts geschieht, was du nicht auch verarbeiten …kannst…

Du dich dem vertrauensvoll hingeben.

Und

Alles was da kommt

Ist in Ordnung

Absolut in Ordnung

Kämpfe nicht dagegen an

Lass es zu

Und gib dem Raum

Und Zeit

Erlaube das es kommt und Dasein darf.

Erlaube deinem Körper, jede Reaktion

Es ist in Ordnung

Und

Mit der Zeit

Ich weiß nicht, ob du es bemerkst

Wird es ruhiger

Ganz langsam

Immer ruhiger

Und du nimmst das, was sich gezeigt hat

In dein Herz

Du nimmst es zu dir

Es ist schon immer in dir

Nur jetzt ist es bewusst.

Angenommen und gezeigt.

Sichtbar.

Nimm es an, genauso wie es ist.

Gibt es noch andere Gefühle,

Mach es genauso.

Gib dem Raum und Zeit

Beatme es

Und

Nimm es in dein Herz

Als zu dir zugehörig.

Es ist ganz deines.

Lass dir Zeit

Atme

Wieder bewusst und langsam

Und komm dann ganz in deinem Tempo

Wieder zurück

Zum Schluss eine lustige Anekdote:
Eine fliegende Untertasse landet eines Tages im Garten von Susi Rosenbaum, mitten im Dahlienbeet.
Zuerst gibt es ein schwirrendes Geräusch, dann taucht ein seltsames violettes Männchen aus der Luke an der Bordwand auf. Es steuert geradewegs auf Susis Türe zu und klopft höflich an. Susi öffnet die Tür, überblickt schnell die Lage und sagt:
„Oh, du kommst aus der fliegenden Untertasse?“
„Mmh“, antwortet das Männchen, wie unter Schmerzen.
„Kommst du etwa vom Mars?“, fragt Susi.
„Mmh“, wiederholt das Männchen mit einer Grimasse.
„Wie lange hast du bis hierher gebraucht? Zehn Jahre?“ fragt Susi.
„Mmh“
„Zwanzig Jahre?“
„Mmh“ stöhnt das Männchen mit schmerzverzehrter Miene.
„Zwanzig Jahre! So lange bist du schon unterwegs?“
„Mmh“ nickt das Männchen, presst die Lippen aufeinander und wird ungeduldig
„Was kann ich für dich tun?“ will Susi wissen.
Da öffnet das Männchen den kleinen Mund und spricht mit letzter Kraft:
„Bitte, kann ich bei dir auf die Toilette gehen?“
Immer wenn wir etwas unterdrücken, wird es übermächtig. Zwanzig Jahre auf der Suche nach einer Toilette. …

Wenn du möchtest, dann überlege einmal genau, was du brauchst. Unabhängig davon, was andere denken oder wollten. Ohne Maulkorb, ohne Scham und völlig frei…

Alles Liebe
Eure Ulli